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Faschingskränzchen
01.08.2022
Recht spontan sind wir am letzten Wochenende auf einem Abstecher im Erzgebirge gelandet. Luft aufs Hinterrad, kleiner Rucksack gepackt- und schon geht es los auf unser kleines Abenteuer Stoneman Miriquidi Road mit dem Ziel bis zum Folgetag 295 km und 4900 Höhenmeter auf dem Rennrad zu bezwingen.
Wir starten in der Früh in Marienberg, dass wie
die gesamte Region vom Bergbau geprägt ist. Seit 2019 steht die gesamte
Innenstadt unter Denkmalschutz und gehört zum UNESCO-Welterbe der Montanregion
Erzgebirge/Krušnohoří. Marienberg beeindruckt mit seinem für ein Mittelgebirge
großen Höhenunterschied- der tiefste Punkt liegt bei 460 m üNN, der höchste
Punkt bei 899 m üNN. Also freue ich mich schon auf ein Abenteuer außerhalb der
Alpen, bei dem es auf jeden Fall wieder viel hoch und runter gehen wird.
Von Marienberg radln wir zur Saigerhütte in
Olbernhau, der Stadt, in der 7 kleine Talflüsse aus den Nachbartälern
zusammenfließen. Hier an der Saigerhütte treffen wir die ersten Weggefährten am
Radl. Die Saigerhütte ist ein Zeitzeuge der Buntmetallurgie aus dem Jahr 1537.
Ihr Name leitet sich ab aus einem damaligen Schmelzverfahren zur Entsilberung
von Rohkupfern, dem Saigern. Heute erinnert ein Ausstellungsareal an die Bergbaugeschichte
und ist Stempelpunkt der Stoneman Miriquidi Rennradstrecke.
Wir rollen Richtung Kurort Seiffen, ein Ort, der
bekannt ist für Spielzeug-, Krippen-, Schwibbögen- und Pyramidenbau. Auch die
Ursprünge hier liegen im Bergbau- in Seiffen wurde vormals Zinn abgebaut. Heute
ist das ganze Dorf voller kleiner Geschäftchen, die handgerfertigte Spielzeuge
und Erzgebirgische Weihnachtstraditionen verkaufen. Unter Radlfahrern ist der
Ort bekannt, weil er den 1. Deutschen Mountainbike-Marathon EBM (Erzgebirgs-Bike-Marathon)
beherbergt und jedes erste Wochenende im August zum Schauplatz des 100 km
Marathons wird (heuer sogar wieder die 300 Kilometer und 9000
Höhenmeter-Auflage).
Von Seiffen aus pedalieren wir auf den
Schwartenberg (787 m), dem höchsten Berg des Osterzgebirges, wo die
Schwartenbergbaude den Gipfel ziert. Nur ein kurzer Halt und wir befinden uns
schon auf dem Weg nach Holzhau, dass wir über die Talsperre Rauschenbach
passierend, erreichen. Die durch den Ort fließende Mulde würde zum Flößen des
Holzes für den umliegenden Bergbau genutzt. Viele Köhler waren hier ansässig
und verarbeiteten ihr gehauenes Holz weiter. Über Bärenfels geht’s weiter in
den Wintersportort Altenberg, der vor allem bei Wintersportrodlern sehr bekannt
ist. Auch hier wurde über Jahrzehnte Zinnerzbergbau betrieben, wobei Altenberg
die bedeutendste Zinnabbaustätte Mitteleuropas darstellt. Für mich hat der Ort
Kult und weckt alte Studienerinnerungen an meine unzähligen Runden auf den
Loipen Altenbergs, die ich vormals als Studentin in Dresden mit dem Zug
erreicht habe.
Für uns geht es weiter entlang der Zinnabbau-Route nach Zinnwald-Georgenfeld, welches unmittelbar an der deutsch-tschechischen Grenze liegt. Die Hochsiedlung befindet sich zwischen 780 und 880 m üNN und entstand aus Zusammenschlüssen mehrerer Bergmannssiedlungen. Hier passieren wir nahe des Eingangs zum Naturschutzgebiet Hochmoor die Grenze zur Tschechischen Republik und rollen nach Nordböhmen. Litvinov soll unser nächstes städtisches Ziel sein. Unterwegs kehren wir auf einen Sprung in der ersten kleinen Baude ein und genießen ein gutes tschechisches Bier. Gestärkt geht es Richtung Egertal, wo wir schon von weit oben die vielen rauchenden Schornsteine der Industriestandorte sehen. Einst als Zentrum für Strickereien und Textilindustrie sowie Braunkohleabbau bekannt, befindet sich heute die größte Erdölraffinerie Tschechiens in Litvinov. Über Nova Ves v Horach erreichen wir Chomutov. Die gesamte Grenzregion Böhmen war einst deutsch geprägt, allerdings wurde nach Ende des zweiten Weltkrieges um 1947 die gesamte deutsche Bevölkerung über Internierungslager vertrieben. In der Region siedelten sich viele Bürger aus Mittelböhmen, der Slowakei, Repatrianten und Roma an.
Chumotov ist noch immer geprägt von der vormals stattgehabten Schwerindustrie, dem Keramikhandwerk, der Textilindustrie und dem Braunkohleabbau. Teilweise saniert, teilweise verfallen, kann man hier noch Geschichte live nachempfinden. Unsere Reise führt uns nach 200 km und 3000 Höhenmetern an diesem Tag nur mehr nach Kadan, wo wir nach Genuss der tschechischen Braukunst in unseren wohlverdienten Schlaf fallen.
Am Fluss Eger entlang radeln wir am nächsten Tag noch bis Klasterec, dass sich zwischen dem Erzgebirge und dem Duppauer Gebirge formiert. Über Medenec schaffen wir es bis zum Klinovec (Keilberg- 1243 m) auf über 1000 Höhenmeter, die wir hintereinander abspulen. Für ein Mittelgebirge nicht schlecht… Der Keilberg empfängt uns mit Kälte und Regen, bevor wir unser nächstes Ziel, den Fichtelberg (1214 m) erreichen. Der Fichtelberg ist der höchtste Berg Sachsens in Oberwiesenthal. Mit 915 m üNN ist Oberwiesenthal die höchst gelegene Stadt Deutschlands und eines der Wintersportzentren vor allem für Langläufer, Biathleten und Skispringer mit Sportfördergruppen. Wir kehren beim Altmeister des Skispringens, Jens Weißflog (mehrfacher Olympiasieger), im Restaurant zu, was für uns eines der besten in der ganzen Umgebung ist. Gestärkt starten wir in geschwindem Tempo zu unseren letzten 2 Tageszielen über den Bärenstein und die Drei-Brüder-Höhe zurück in die Bergbaustadt Marienberg.
Lässig wars- auch wenn diese Mittelgebirge echte Hundlinge sind mit ihren vielen kleinen Schnappern.
Juliane und Henrik
Haller Bergsteigerriege - Hüttengemeinschaft
Astenweg 9
6111 Volders
Ortsteil: Großvolderberg
Tirol/Österreich